Bei strahlendem Sonnenschein und viel guter Laune konnte der Männerchor “Heimatklang”
in der “Hunsrückhalle” in Lieg am letzten Wochenende im März 2014 zu ihrem “Schlager-Frühling”
befreundete Gesangsvereine begrüßen. Aber damit nicht genug: An diesem Wochenende
beging die Pfarrgemeinde “St. Goar” in Lieg ihr 250-jähriges Kirchenjubiläum mit
einem bunten Programm für Alt und Jung.
Durch das Konzert moderierte der Vorsitzende des Männerchores, Heinz Zilles, der
kurzweilig die einzelnen Interpretationen kommentierte. Die Gastgeber starteten mit
“Grüß euch Gott”, alle miteinander”, um mit “Heimweh” und dem rassigen “Chianti-Lied”
gute Laune pur zu versprühen. Mit fröhlichen Melodien aber auch Gassenhauern und
besinnlichen Weisen begeisterten der Gesangsverein Uhler, der MGV Löf, der Kirchenchor
Petershausen, der MGV Ediger-Eller, der Münsterchor aus Münstermaifeld und die Chorgemeinschaft
Müden mit ihrer Gitarrengruppe. Die “Hunsrückmusikanten” aus Lieg zeigten nach so
viel Gesang klasse Stimmungs- und Unterhaltungsmusik.
Aber der eigentliche Anlass neben dem Gesang war an diesem Wochenende das 250-jährige
Jubiläum der Pfarrkirche “St. Goar”. Im feierlichen Festgottesdienst, musikalisch
umrahmt vom Männerchor “Heimatklang” Lieg, wies der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates,
Werner Esch, auf das besondere Ereignis hin. Er erinnerte an die Zeit der Kurfürsten
und des Kirchenbaues, die viele Opfer von den früheren Liegern verlangten. “Bis heute
hat sie unvermindert Bestand, unsere Pfarrkirche”, betonte er dabei.
Auch Pastor Hermann-Josef Floeck unterstrich die große Bedeutung der Kirche “als
Mittelpunkt des Dorfes, die etwas von der Schönheit des Barock atmet als heilsamer
Kontrastpunkt am Sonntag gegen die große Armut in der Woche über”.
In seinen Mundartführungen zeigte Bernd Schneider in gelungener Manier das Innenleben
und die reiche Geschichte des Gotteshauses: Ein Vorgängerbau ist bereits über 550
Jahre alt. In einem Visitationsbericht von 1569 wird eine Kapelle als Filiale von
Lütz unter dem Patronat des heiligen Goar genannt. Auch in den weiteren Niederschriften
von 1656 und 1657 zitiert man eine solche Kapelle, finanziert von der Ortsgemeinde,
in der Gottesdienste gefeiert werden. Die heutige Kirche wurde zuerst einmal ohne
Turm bereits vor 250 Jahren, also 1764 erbaut, berichtete Bernd Schneider, wobei
der Westturm erst sechs Jahre später 1790 entstand. Es war noch die Zeit der Kurfürsten,
als man die Steine im Frondienst in mühseliger und schweißtreibender Manier mit Kuhfuhrwerken
aus der immer noch bekannten Gemarkung “Im Leichen” durch die Einwohner herankarrte.
Den Sand für den Mörtel stammte aus den Bachtälern des Lütz- und des Dünnbaches.
“Es ist unvorstellbar, unter welchen Bedingungen und Opfern unsere Vorfahren ihre
Kirche mitten im Dorf erbauten, das wäre heute niemanden mehr zumutbar”, machte Bernd
Schneider während seiner Führungen deutlich. Die ersten Renovierungen waren 1869
erforderlich, leider ohne nennenswerten Erfolg. 1873 bekam das Gotteshaus einen neuen
Innenanstrich, die Bänke wurden repariert, geölt und die Kanzel mit der Kommunionbank
und den Altären erstrahlten ebenfalls in neuem Glanz. Zudem erhielten die Kanzel
und die Altäre eine frische Vergoldung. Die Ortsgemeinde Lieg übernahm die Kosten,
da die Kirche diese nicht aufbringen konnte. Doch leider hatten Renovierungen eine
kurze Lebensdauer. Es war durch die Jahrhunderte immer ein schwieriges Unterfangen,
das notwendige Geld für diese Arbeiten aufzubringen, denn die Menschen waren bitterarm
und das Geld knapp. Auch mit Stiftungen und privaten Spenden versuchte man sich zu
helfen. Aber irgendwie ging es trotz aller Probleme immer weiter. Ein großer Fortschritt
war auch die Installation der Stromleitungen in der Kirche. In den dreißiger Jahren
des 20. Jahrhunderts erfolgten die Ausmalungen des Gotteshauses und weitere wichtige
Maßnahmen. Einschneidend war auch der Beschuss durch die alliierten Truppen im März
1945, bei dem das Dach einen Treffer erhielt.
Der Sonntagnachmittag aber galt der Begegnung bei Kaffee und Kuchen, bei Tanzvorführungen
oder ganz einfach bei einem guten Gespräch.
©Heinz Kugel
Der Lieger Männerchor Heimatklang mit ihrem Dirigenten, Chordirektor Leo Braun, rechts
und ihrem Vorsitzenden Heinz Zilles, hatten bei ihrem Frühlingskonzert ein „volles
Haus“ in der „Hunsrückhalle“ in Lieg.
Bernd Schneider, ganz links, der sich bestens in der Kirchengeschichte auskennt,
erklärt während seiner Führung das reiche Innenleben der Pfarrkirche St. Goar. Pastor
Hermann-Josef Floeck war ebenfalls sehr angetan von der reichen Historie des Gotteshauses
in dem Hunsrückdorf.